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Marathon-Geschichte


Das Jahr 1974 war das Geburtsjahr des BERLIN-MARATHON. Zunächst hieß die Veranstaltung offiziell in der Ausschreibung "1. Berliner Volksmarathon". Die Zeit schien beim SCC reif für eine weitere öffentliche Laufveranstaltung neben Cross, Volksgehen, Volkslauf und Volkswandern zu sein. Die Volksläufe hauptsächlich über 10 km waren in Berlin auch bei anderen Vereinen üblich, aus dem Ausland hörte man über Marathonläufe mit hohen Teilnehmerzahlen. 
Der Berliner Leichtathletik-Verband (BLV) veranstaltete traditionell einen Langstreckentag im Herbst, entweder über 25 km oder Marathon. In seinem Informationsblatt von 1973 erwähnte der BLV euphorisch den Erfolg seines Marathons mit der Überschrift: "Internationaler Marathonlauf in Berlin". "Dieser Internationale Berliner Langstreckentag am 14. Oktober 1973 mit Start und Ziel am Mommsenstadion war ein Erfolg ... voll des Lobes waren alle 92 angetretenen Aktiven ..." 
Start und Ziel dieses BLV-Marathons waren direkt unterhalb der Fenster der Geschäftsstelle der SCC-Leichtatletikabteilung, in der Stichstraße vor dem Mommsenstadion. Also war es naheliegend jetzt als Verein die vielfältigen Laufaktivitäten auch auf den Marathon auszudehnen.
DM 25,- kostete die Genehmigung der Polizei, die am 11. September 1974 eintraf. Die Laufstrecke entsprach der normalen Trainingsstrecke der SCC Langstreckler, vom Mommsenstadion, parallel zur AVUS über den Kronprinzessinnenweg bis zum Strandbad Wannsee, zurück  - und das dann noch einmal. Fritz Orlowski, nach dem Tod von Arthur Lemcke, auch verantwortlich tätig für die Langstreckler, gehörte mit zu den Wegbereitern bei der Organisation und Etablierung dieses neuen Laufes. Ab Kilometer 15 standen alle 5 km Verpflegungspunkte mit Obst, Tee, Bananen, heißer Brühe und Salztabletten zur Verfügung.
In der Pressemitteilung vom 8.10.1974 stand als Motto: "Mal sehen, wie weit die Füße tragen"! und weiter: "Der 1. Berliner Volksmarathon des SCC sollte ein erster Test sein, inwieweit die Berliner Jedermannsportler auf die längsten Laufstrecken ansprechen. Man rechnete mit etwa 75 Teilnehmern, allenfalls 100 Langbolzern. Aber die langjährige Vorarbeit des SCC in puncto Volkslauf und speziell Vorbereitungstraining scheint jetzt Früchte zu tragen. Am Meldeschluß lagen Einzahlungen von 286 Marathonläuferinnen und -läufern vor. Das ist für uns ein sensationelles Ergebnis. 8 Läuferinnen und 278  Läufer nehmen das Rennen auf". "Wenn am Wochenende der Wettergott ein Einsehen hat, wird es einen neuen Höhepunkt der Volkssportler in Berlin geben."
Dieser Hinweis auf den "Höhepunkt der Volkssportler in Berlin" war wohl ein bisschen seherisch, aber erst weit in die Zukunft. Am 13.10.1974 erreichten 244 Läufer/innen das Ziel.
Die ersten Sieger waren Jutta von Haase (LG Süd) in 3:22.01 und Günter Hallas (LG Nord) in 2:43:53.

Die dritte Durchführung des Laufes am 26. September 1976 hatte schon den Namen BERLIN-MARATHON, jetzt noch verbunden mit dem 25 km Lauf. Diese Verquickung der Distanzen wurde bis 1980 beibehalten.
Die Teilnehmerzahlen erreichten auf der Grunewaldstrecke zwischen 1974 und 1980 maximal 397 Läufer. Aber 1977 waren beim 4. BERLIN-MARATHON auf dieser Strecke die Deutschen Marathonmeisterschaften integriert. Christa Vahlensieck (Wuppertal) siegte in der neuen Weltrekordzeit von 2:34:47,5. Das sollte der erste, aber nicht der letzte Weltrekord dieses Laufes sein. Augrund der Auflage des DLV mussten im Jahr 1977 drei Marathonläufe am selben Tag veranstaltet werden - vormittags der Jedermannlauf und nachmittags zeitversetzte die Meisterschaftsläufe der Frauen und Männer.

Den großen Durchbruch schaffte der Lauf im Jahr 1981, als er zum ersten Mal durch die Innenstadt Berlins führen konnte.
Vorangegangen waren die Initiativen der französischen Alliierten, die einen Lauf nach dem Muster von Versailles-Paris in Berlin etablieren wollten und bei der Berliner Polizei keine Widerstände zu erwarten hatten, denn "alliiertes Recht bricht deutsches Recht". Und so war es einfach für die Franzosen, eine Genehmigung für die "25 km de Berlin" und die Benutzung der Straßen Berlins bei der Polizei zu erwirken. Mit der Berufung auf Gleichbehandlung klopften dann die Verantwortlichen des SCC bei den Behörden Berlins an. Nach vielen Widerständen sorgte der damalige Chef der Politischen Abteilung der US-Mission in Berlin und nachmaligen Botschafter der U.S.A. in Deutschland, John Kornblum, für den Durchbruch, als er die Genehmigung für die Nutzung der Kochstraße am berühmten Checkpoint Charlie bei der Polizei erzwang. Denn die Querung der Kochstraße musste für Diplomaten und Ausländer ständig möglich sein.
Am 27. September 1981 standen dann 3.486 Läufer aus 30 Nationen auf der großen Wiese vor dem Reichstag und liefen, begeistert gefeiert von einer Zuschauerkulisse von schätzungsweise 250.000 Menschen zum Ziel auf dem Kurfürstendamm, 2.583 Teilnehmer erreichten das Ziel. Ian Ray (GBR) lief 2:15:42, Angeliga Stephan (LG Kassel) sorgte mit 2:47:24 für einen deutschen Sieg. Eine Novität war die Beteiligung von Rollstuhlfahrern bei einem großen Marathon, Georg Freund (AUT) sorgte mit 2:08:44 für einen aufsehenerregenden Sieg.
Die Popularisierung des Laufsports durch den überwältigenden Erfolg des BERLIN-MARATHON und die positive Resonanz bei der Bevölkerung änderten die Denkweise und die Haltung der Behörden gegenüber dem Sport und seinen Anliegen. 
Auch in der Leichtathletikhierarchie des Verbandes und der Vereine veränderten sich die Perspektiven. Die Leichtathletik drängte mit dem Laufsport weg vom Stadion und Wald auf die Straßen.